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     10000  Kilometer Startvorbereitung  
      Genauer  gesagt: 9000 mit dem Flugzeug und 1000 mit dem Auto.  
         
       
      In  2010 hatte ich das große Vergnügen - neben den samstäglichen inoffiziellen  Vereinsmeisterschaften im Waldlauf im Irlbacher Forst natürlich - nur an einem  offiziellen Laufwettbewerb teilgenommen zu haben, aber dafür an einem ganz  besonderen - und zwar in Pensacola, Florida, USA. Der dortige „Seafood Festival  Run“ fiel ganz „zufällig“ in den Zeitraum eines Besuchs bei Freunden dort. Da  wir im vorhergehenden Florida-Urlaub den zugegebenermaßen großartigen  touristischen Verlockungen und Aktivitäten erlegen waren, schraubten wir nun diese  Art von Aktivitäten etwas zurück. Somit konnte ich diesmal sogar noch zwei Simulations-Trainingseinheiten  am Strand absolvieren- morgens um halb acht, bei 26 Grad Celsius und neunzig  Prozent Luftfeuchtigkeit. Da schimpft man dann gerne mal auf die ganzen  Köstlichkeiten, die man am Tag vorher die Speisekarte rauf und runter gegessen  und getrunken hat, erfreut sich jedoch an den munter umher springenden  Delfinen auf ihrer morgendlichen Runde, die einen die Plackerei für ein paar  Minuten vergessen lassen. Ich weiß nun, was Laufen in der Morgendämmerung in  Florida bedeutet. Was dort Laufen bei Sonnenschein betrifft, wollte ich dann gar  nicht mehr so genau wissen.  
        Das  Vorhaben, den Starterpack beim Veranstalterverein abzuholen, scheiterte fast -  natürlich hatte jemand meine Online-Anmeldung versandelt. Aber man fand gleich  eine pragmatische Lösung für mich als „Ehrengast“ aus Germany, d. h. man  entführte einem einheimischen Starter das vorbestellte T-Shirt und drückte es  mir in die Hand. Das nenne ich echte Gastfreundschaft und einen positiven  Beitrag zur Völkerverständigung. Mir wurde darüber hinaus sogar erlaubt, die Startnummer  schenkungshalber als Souvenir behalten zu dürfen. Das Startgeld zahlte ich nach  dieser Demonstration deutsch-amerikanischer Freundschaft mit Freuden.  
        Samstagmorgen,  aufstehen um 05.30 Uhr (Urlaub kann manchmal grausam sein),  Frühstück und ab zum Startbereich in der  Altstadt. Hier tummelten sich im Halbdunkeln 750 Läufer, die es alle kaum noch  erwarten können, bei rd. 26 Grad und höchstmöglicher Luftfeuchtigkeit (siehe  hierzu Simulationstrainingsläufe am Strand – nur diesmal ohne Delfine) zu  starten. Um 07.30 Uhr dann ganz großes Kino - etwas für das goldene  Erinnerungsalbum und die Enkel. Der Starter ruft dazu auf, uns zur US-Flagge  hin aufzustellen. Es wird trotz der vielen Teilnehmer und Zuschauer mucksmäuschenstill.  Danach folgen das Abspielen der amerikanischen Nationalhymne und anschließend noch  eine Gedenkminute. Da bist Du 10000 Kilometer von zuhause weg und bist nun  mitten in dieser Szene. Man kann davon halten, was man will, aber da müsste man  lügen, wenn man abstreitet, schon ein wenig Gänsehaut bekommen zu haben.   
        Die  Geschichte des Laufs ist schnell erzählt. Emotionsgeladen wie ich nun war, nahm  ich nach dem Startschuss hinter der Polizei - Harley flott die ersten Kurven  und hatte bald die Küstenstraße erreicht. Hier hatten wahrscheinlich alle  darauf gehofft, dass eine Brise Kühlung verschafft – doch stattdessen atmete  man zwar, bekam jedoch kaum Luft. Ich konnte mich trotzdem ganz gut  durchschlagen und finishte als 145. von 727 Läuferinnen und Läufern. Damit erreichte  ich den 13. Platz(von 44) in meiner Altersklasse. Laut Ergebnisliste war ich offensichtlich  der einzige deutsche und überhaupt der einzige nichtamerikanische Teilnehmer  und damit bester ausländischer Starter. Ob mir das noch einmal gelingt, weiß  ich nicht. Dieses Jahr bin ich auf jeden Fall schon wieder angemeldet – diesmal  in Naples, Florida, USA, wo ich mit einer Sondereinladung des örtlichen Vereins  beim Moe`s Corporate Run starten kann. Dann heißt es bald wieder: 10000  Kilometer Startvorbereitung!   
      Norbert  Buhr     |